Salzwissen

Die Salzfarben

2 Jul, 2022

Das Salz des Salzgebirges kommt im wesentlichen in drei Farben vor: weiß, rot und klar. Rot trifft man dort in all seinen Schattierungen an: von braun in dunkelrot zu zart rosa bis ins orange übergehend. Beim Weißsalz ebenso, ist von reinem Weiß in Richtung Rosa oder auch bis zum Grausalz alles anzutreffen. Gleichmäßige Durchfärbungen eines Farbtones, marmorartige Strukturen und Muster, sowie Toneinschlüsse machen das Bergsalz des Salzgebirges einzigartig. Auch durchsichtige klare Kristallsalzeinschlüsse im Rotsalz kommen immer wieder vor. An solch einer Stelle scheint dann bei einer Hinterleuchtung das Leuchtmittel gut erkennbar durch. Leider ist ein Kristallsalzeinschluß aus bautechnischer Sicht eine Sollbruchstelle.

Reines Steinsalz ohne Fremdeinschlüsse und ohne Kristallgitterverformung ist klar und durchsichtig wie Eis oder Bergkristall und wird daher Kristallsalz oder auch Klarsalz genannt. Steinsalz kommt aber auch vor in den Farben weiß, grau, rot, orange, braun, dunkelblau (indigo) und violett. Für die Farben von Blausalz und Violettsalz ist, gemäß der Theorie der Wissenschaft, ein anderer Aufbau der Salzgitterstruktur auf molekularer Ebene verantwortlich. An bestimmten Stellen befinden sich statt des Chlor-Ions Elektronen in der Mitte der Elementarzellen und bilden ein sogenanntes Farbzentrum, wodurch die gelben und orangen Anteile des weißen Lichts absorbiert werden und das Salz in den entsprechenden Komplimentärfarben violett und blau erscheint.
Sehr gut ist das zu sehen im thüringischen Kalibergwerk Merkers in der dortigen Kristallgrotte in einer Teufe von 800 Metern. Dort gibt es Würfelsalz mit einem Meter Kantenlänge zu bewundern, blaue und violette Salzwürfel, sowie Klarsalz mit blauen und violetten Einschlüssen.
Dunkelrotes, hellrotes, rosa bis ins Orange oder ins Bräunliche gehende Steinsalz hat seine Färbung von winzigen Mengen Eisenoxid, das heißt Rost, und Rost bedeutet rot. Im Falle des pakistanischen Bergsalzes aus dem Salzgebirge kommen dort auch eisenoxidhaltige Tonmineralien vor zusammen mit dem Steinsalz.
Im niederrheinischen Salzbergwerk Borth sind die Begriffe Rotsalz und Weißsalz in Verwendung, einfach zur Unterscheidung vor Ort. Nur das Weißsalz wird dort abgebaut und auch davon nur der reinste Teil. Weil im Rotsalz Eisenoxid enthalten ist, ist es für die industrielle Weiterverarbeitung ungeeignet, und verbleibt im Berg. Man lagert dort in einer Teufe von 700 Metern chemischen Sondermüll ein. Die hier verwendete Bezeichnung Rotsalz meint rotes Steinsalz und darf freilich nicht verwechselt werden mit essigsaurem Natron (Natriumacetat), was seinen Namen daher hat, weil es in der Färberei beim Rotfärben Verwendung findet, aber es selbst ist jedoch weiß. Auch die rote Färbung der Salzgärten bei der Meersalzproduktion hat eine andere Ursache. Sie kommt von sogenannten salzliebenden (halophilen) Bakterien.
Beim Fluten eines Stollens im Bergwerk in Khewra mit Wasser und dem anschließenden langsamen Abfließen bildeten sich schöne Salzwürfel mit etwa zwei Zentimeter Kantenlänge ringsherum an den Wänden. Diese sind jedoch nicht klar, sondern milchig im Farbton. Ich vermute, daß bei der Kristallisation Luft mit eingeschlossen wurde, also in winzigsten Volumina, so daß das Kristallgitter das Salzes um diese Lufteinschlüsse herum wachsen mußte. Durch die unterschiedlichen Positionen und Winkel der Kristallwürfel, wie gesagt in winzigstem Außmaß, reflektiert das Licht an den durchsichtigen Kristallen und läßt das Würfelinnere weiß erscheinen, ähnlich wie bei Schnee. Eine Schneeflocke besteht aus lauter winzigen Eiskristallen, die alle durchsichtig sind. Weil aber diese Eiskristalle in lauter verschiedenen Winkeln zu einander stehen, reflektiert das Licht daran und die Schneeflocke erscheint weiß. Wie gesagt, das ist meine Vermutung, möglicherweise gibt es auch eine andere Ursache. Die Bergleute dort konnten uns jedenfalls auch nicht sagen, warum die Salzwürfel milchig sind. Vielleicht spielt hier das sogenannte M-Farbzentrum eine Rolle? Oder möglicherweise Kalk? Generell stellt sich die Frage was bei der Durchleuchtung von Weiß- oder Rotsalz eine gewisse "Milchigkeit" oder Trübung verursacht, die in der Praxis der Hinterleuchtung im Ergebnis bedeutet, daß man die Lichtarmatur oder das Leuchtmittel als solches nicht erkennen kann. Im Unterschied zu einem stark marmorierten Salzziegel mit bräunlichen Streifen abgetrennt durch Klarsalz lassen sich die Glühbirnen oder was auch immer gut erkennen. Vielfache Kristallgitterbrechung oder Kalkeinlagerung? Eine interessante Frage. Falls Sie lieber Leser, den Grund kennen sollten, dürfen Sie uns gerne schreiben!